Nichts Schweres anheben, kein Sport wo es Zweikämpfe gibt, nicht Springen, nichts was den Rücken belastet, keine Tätigkeit bei der Sturzgefahr besteht und so weiter. Dafür täglich alle Gymnastikübungen machen, die Medikamente regelmässig und richtig dosiert einnehmen. Einen Kontrolltermin bei seinem Arzt wird auch schon festgelegt. Erfreulich, so wird er also doch nächstens entlassen. Das Wetter benimmt sich auch schon wie auf der Insel. Joven ist zugleich ungeduldig und zuversichtlich.
Er kommt täglich weiter auf seinen Spaziergängen, gehen kann er inzwischen wie vorher, aber bei den Versuchen zu laufen, kommt es ihm vor als würde er im Boden einsinken und er muss nach wenigen Schritten aufhören. Ist er jetzt zu weit gegangen? Wo ist er hier? War alles nur ein Traum? Gibt es weder das Sanatorium, noch die Isla Volante und ist er der Einzige, der auf der Erde um die Sonne kreist?
Sie hat gut lachen, sie steht nur da und gibt Anweisungen, Charlotte will in nicht nach Hause gehen lassen, solange er nicht fit ist. Joven versucht nach der Therapie, noch möglichst weit zu gehen. Jetzt, wo er weiss, dass er bald nach Hause gehen kann, überkommt ihn das Heimweh.
Bei Ebbe kann man hinunter an das Meer, Lieke bietet ihm an, ihn mitzunehmen. Wieder einmal die Füsse im Meer. Ein Moment des Glücks. Er schafft es auch verhältnismässig gut, die Steilküste hinauf zum Sanatorium.
In der Kantine offerierte ihm Greti eine Cremeschnitte. Da sie die nicht mehr vertrage, solle doch er sie essen. Joven leistet keinen Widerstand.
Geschafft, das erste Mal draussen. Hinunter an den Strand wagt er sich noch nicht, denn er muss ja wieder hoch. Die Treppe hinauf in den zweiten Stock ist Anstrengung genug. Zudem muss er ja auch noch zur Physiotherapeutin und in die Kantine. Einen Brief muss er auch noch beantworten. Der Tag ist zu kurz.
Joven ist nach einer viertel Stunde Therapie platt. Charlotte, die Physiotherapeutin verkündet ihm, dass er bei diesem Fitnessstand bestimmt noch zwei Wochen brauche, damit er entlassen werden könne. Dabei steht sie immer bewegungslos vor ihm und gibt ihm immer wieder Anweisungen. Um zurück in sein Zimmer zu kommen, muss er sich auf der Treppe eine Pause einlegen, damit den Weg bewältigen kann. Nach dem Mittagessen noch in die Kantine? Noch einmal die Treppe hinunter und hinauf? Er ist sich nicht sicher, ob er das schafft.
Begleiteter Toilettengang, Joven hofft, dass er das nächste Mal alleine gehen kann. Saar wartet immerhin vor der Toilette, bis er sein Geschäft erledigt hat. Die grosse Freiheit ist es aber nicht. Die Wege erscheinen ihm wie ein Marathon, trotzdem stellt er sich zurück im Zimmer noch kurz auf den Balkon und erblickt wieder einmal einen Blick auf das Meer und spürt den Wind im Gesicht.
Den Rest des Tages hat er verschlafen.
Blutdruck, Temperatur, Puls, Herzschlag und und … werden kontrolliert, zudem ziehen sie Joven Kompressionsstrümpfe an und er soll aufsitzen. Joven macht wie ihm befohlen. Consulata, Lieke und Ebba beobachten ihn. Also nichts von grosser Freiheit. Joven stellt sich unvermittelt neben das Bett und bekommt sofort eine Standpauke und wird wieder auf das Bett gesetzt. Etwas von Thrombose und so weiter könnte passieren. Nach knapp einer Minute muss er sich wieder hinlegen. Muss jetzt aber nicht mehr auf dem Rücken liegen. Joven fühlte sich sicher, dass es mit dem aufstehen funktionieren wird. Er ist in den letzten Tagen, als niemand im Zimmer war, kurz zweimal aufgestanden. Morgen hofft er aufstehen zu dürfen.
Die Heilung sei jetzt doch besser verlaufen als vermutet. Die Röntgenbilder sehen für Joven zwar immer gleich aus, aber er ist erleichtert. Zudem befreit man ihn kurze Zeit nach dem Röntgen, von der Infusion. Obwohl er immer noch auf dem Rücken im Bett liegt, kommt ihm das vor wie eine grosse Befreiung. Das essen, schreiben, zeichnen und lesen geht so eindeutig besser.
Jacob Benevolente, Greti und Emilia brachten Schokolade mit, Joven soll Gewicht zulegen.
Zum Nachtisch muss er jetzt wieder Tabletten schlucken.
Onkel Carlos, der Bruder seiner Mutter mit seiner Frau Isabella und den drei Töchtern, ist zu Besuch. Joven kommt sich ein wenig vor wie im Zoo, die reden da über ihn, als wäre er gar nicht anwesend. Die wissen anscheinend auch mehr als er selber, warum er welche Medikamente bekomme und dass der Oberarzt Barras eine absolute Kapazität sei.
Diego hat nach dem Besuch auch wieder einiges zu kommentieren. Drei junge Frauen, da bekommt er kaum mehr genügend Luft. Joven hofft, nie erwachsen zu werden.
Jacob Benevolente, Greti und Emilia, brachten noch ein Eis mit. Ein Lichtblick.