Logbuch der Insel von Rittiner & Gomez
Der Blick aus dem Fenster erinnert dich an die Welt dort draussen. Bist am Ende des Ganges angelangt. Im Altenheim nebenan stellt man das Fenster auf Kipp, wenn eine Geschichte zu Ende erzählt ist. Luft! Du öffnest das Fenster einen Spalt weit. Das Lied einer Amsel weht hinein.
Text: Ludwig Janssen
Bess
Der Brauch, nach dem Tod eines Menschen das Fenster zu öffnen, rührt von der Annahme her, dass nur so die Seele den Menschen verlassen. (Und wo ihren Platz einnehmen wird? Vielleicht kam es aus der Religion und die Seelemusste frei sein, um nach dem jüngsten Gericht ins Paradies zu fliegen?)
Die Umkehrung, dass nichts den Raum und die Trauernden verlässt, sondern etwas (vom Leben) hereinkommt, mag ich sehr!
Ludwig Janssen
Ja, Bess, das Fenster öffnet man, damit die Seele den Raum verlassen kann und als Verbindung zum Himmel.
In Norwegen besagt die Redewendung „den hat der Wald geholt“, dass jemand den Verstand verlor. Verrückt wurde. In der Geschichte steht die Amsel, ein Waldvogel, für den Baum und den Wald. Dass die Amsel als Kulturfolger in die Städte fand und sich in Gärten, Parks und alten Friedhöfen wohlfühlt, steht für mich gleich mit der steten Präsenz des Todes, des Abschieds und des Dunkels der Wälder in ihrem Lied – in dem man sich lauschend ebenso verirren kann wie verlieren. Und ja, in dieser Geschichte zielte ich darauf ab, das etwas hinein kommt in den Raum (zum Lesenden).
Vielen Dank für deinen Kommentar!