Sie war zwei Tage nach meiner Einweisung verschwunden. Ich ahnte, dass sie nicht zurückkehren würde. Das alte und versehrte Fräulein Mö war zu leichte Beute für einen Seeadler geworden. Trotzdem liess ich ihre Behausung stehen, die von Lola und den anderen zwei Schafen respektvoll umfressen wurde.
Die Schafe schienen sich in ihrer neuen Heimat auf Zeit gut zurechtzufinden. Sie hatten zu tun – das Gras auf der Weide war während meiner Abwesenheit stark in die Höhe geschossen und ich war dem Schafbauern dankbar, dass er mir vertraute und mir seine Tiere auslieh. So hatte ich während der ersten Wochen nach meiner Rückkehr Gesellschaft, die mich von meinen trüben Gedanken ablenkte und mich über den Verlust von Fräulein Mö hinwegtröstete. Auch, wenn ich zu Beginn stets nur drei vor mir fliehende Hintern sah.
Ich kam mit dem Erholen gut voran und die Kontrollbesuche beim Arzt auf dem Festland wurden weniger. Trotzdem spazierte ich jeden Tag zum Hafen, setzte mich ins Café und wartete auf die erste Fähre, um dann meine Notizen zu machen.
Text: Susan Brandy