Isla Volante

Logbuch der Insel von Rittiner & Gomez

Frei

Paar am Meer - Fineliner auf Papier - Pitt Artist Pen Farber Castell -Artwork

Katharina Vasces und der Kobboi haben einen freien Tag und all ihr Hab und Gut auch. Der Wind hält auch einmal inne.

Leuchtturm

Leuchtturm Graphic Novel

Alle Geschichten gehen am Leuchtturm vorbei, bevor sie in der Inselbibliothek die Bücher beschreiben. Beim Leuchtturm bleibt nur die vage Erinnerung. Der Kaffee riecht nach einem fernen Land.

Meerleser Nr. 27

Mann Meer

Der alte Mann schloss die Augen und nickte.

„Bin ich … jetzt … auch … Dünung?“

„Du bist.“

„Irgendwo. Fern jenem Ort, an dem der Sturm mich auftürmte, zum Himmel trug und in die Tiefe schleuderte, mich zerriss zu stiebender Gischt. Eine am offenen Fenster zu Ende erzählte Geschichte.“

Text: Ludwig Janssen

Serie: Meerleser

Meerleser Nr. 25

Mann Meer

Er erinnerte. Den Baum, den er fällte. Das Lied der Amsel, das verstummte.

„… und selbst der Tod horchte und sagte: „Fahre fort, kleine Nachtigall! Fahre fort!“ […] Da bekam der Tod Sehnsucht nach seinem Garten und schwebte, wie ein kalter, weißer Nebel, aus dem Fenster …“

Text: Ludwig Janssen

Serie: Meerleser

Meerleser Nr. 17

Mann Meer

Du siehst kein Meerwesen. Was du siehst, könnte ebenso gut ein Delphin sein, der seine Kreise um den Ertrinkenden zieht. Ihn anstupst, zur Wasseroberfläche emporhebt. Gab es das nicht immer wieder in der Geschichte der Menschen auf dem Meer, dass Delphine sich zu ihnen gesellten? Einen ertrunkenen Wald. Nie gesehen. Vielleicht am Grund von Stauseen. Geisterhafte Schemen, in denen die Netze der Fischer sich verfangen. Aber am Grund des Meeres? Ich weiß nicht, ob du selbst es bemerkst, doch deine Schritte greifen weiter aus. Fast scheint es, als wärest du ungeduldig, den Fortgang der Geschichte im nächsten Bild zu erfahren.

Text: Ludwig Janssen

Serie: Meerleser

Meerleser Nr. 14

Mann Meer

Du fragst dich, ob es nun um den alten Mann geschehen sei. Ohnmächtig kann er sich nicht festhalten. Da liegt seine verdrehte Gestalt unter den Ruderbänken in Erbrochenem und Salzwasser. Mit jeder Woge, die das Boot empor hebt und dann wieder zu Tal schießen lässt, wird seine kraftlose Gestalt umhergeworfen. Und noch eine Stunde Regen mehr, noch ein paar Wellen weiter, die über die Bordwand gischten, und er wird da unten im Boot liegend ertrinken. Du denkst „… der alte Mann sei jetzt endgültig und eindeutig ’salao‘, was die schlimmste Form von glücklos ist …“ und fragst dich, ob es klug von dir war, dich auf diese Reise aufs Meer hinaus einzulassen. Mit einem alten Mann, der kaum mehr in die Waagschale zu werfen hatte als ein paar Bücher, aus denen er dem Meer vorlas. Mehr von seiner eigenen Sehnsucht beseelt als von Vernunft geleitet. Der sich hatte treiben lassen, Ruder und Mast verstaut, und der nun, jegliches Hilfsmittel, über das man ein wenig hätte, in den Lauf des Schicksals hätte eingreifen können, noch immer verstaut, einem unerbittlichen Ende entgegengeworfen wird. Zu schwach für die Wahrheit. Verschlungen von dem Ort seiner Sehnsucht, dem er sich anvertraut hatte.

Wird sich, gehst du ein paar Schritte weiter, überhaupt noch ein Fenster öffnen? Und werden die Fenster im Fenster die Geschichte hinter der Geschichte weiterführen?

Text: Ludwig Janssen

Serie: Meerleser