Bei der Wetterlage könnte er doch behaupten, den Weg zur Schule gar nicht gefunden zu haben. Nachts hatte er einen komischen Traum.
Vielleicht folgt Joven dem Apfelduft zu Frau Adlers Apfelkuchen. Mit seinem Bild in der Hand läutet er und Frau Adler öffnet. Hallo Joven, das Bild passt ja wunderbar zu meinem Apfelkuchen! Magst du ein Stück? – Joven ist glücklich: Es gibt also nicht nur verschiedene Äpfel, sondern auch verschiedene Augen oder unterschiedliches Sehen!
Bess
Heute mussten sie in der Schule einen Apfel zeichnen, die Lehrerin bemerkte zu Jovens Werk: „Das ist kein Apfel“. Da musste er ihr recht geben, den es ist eine Zeichnung und kein Apfel.
Frau Adler backte heute einen Apfelkuchen und stellte sich vor, ihn zusammen mit Herrn Cãna zu essen. Sie klopfte dann doch bei ihrer Nachbarin und die war sofort bereit mitzuessen.
Ein Herr aus Belgien hat seinen Besuch angemeldet. Die Sprache, die der Herr spricht, bleibt für Joven ein unlösbares Rätsel. Nach dem Essen wollte er eine Pfeife rauchen. Leider wollte es ihm nicht gelingen, sie anzuzünden. Was ihn aber in keiner Weise zu wundern scheint.
Nach dem Essen und den Schularbeiten holt Joven sein englisches Vokabelheft aus dem Ranzen. Er legt es aufs Gesicht und blättert die letzte Seite als erste auf. In die linke Spalte trägt er „Indigo“ ein und tiefer darunter Phthalogrün. In die rechte Spalte beschreibt er, wonach diese Farbe klingt, wo man sie findet, ob er sie mag, ob sie schmeckt.
Und dann mischt er in seinem Farbkasten das Blau an, wie er sich Indigo vorstellt. Und Phthalogrün, das auch einen Spritzer Indigo enthalten darf.
Bess
Katharina Vasces ist immer noch am Ausprobieren wie lange sie den Kaffee rösten muss, um das gewünschte Aroma zu erhalten. Der Kobboi beobachtet die Spiegelung, in seiner Espresso Tasse.
Frau Adler sitzt ganz hinten im leeren Tram, welches am Laden der Cãnas vorbeirollt und ein leichtes Seufzen von sich gibt.
Indigo, Phthalogrün, Hookergrün, Azogelb… für Joven sind die Farben eher ein Gefühl, ein unbeschreibliches endloses Universum. Zum Glück sind sie in der Schule schon wieder bei einem ganz anderen Thema. So kommt keiner an seine Farben.
Zum Mittagessen gibt es Fisch, er mag ihn, solange er nicht sieht, wie er gefischt wird.
Medievalgelb, Lasurorange, Delftblau, Veridian, Caput mortuum, Atrament… Der Montagmorgen ist erst einmal Kaltgrau, danach entwickelt er sich, falls alles gut läuft zu einem Medievalgelb. Joven ist es unmöglich, sich all die Farben zu merken.
Katharina Vasces ist am Kaffee rösten, der Kobboi träumt noch vor sich hin und sinniert über die Brauntöne seines Espressos. Während Frau Adler schon der Küste entlang schreitet.
Jovens Tag hat viele Farben. Manchmal an jedem Tag andere. Er weiss nicht, ob er überhaupt schon alle Farben kennt.
Farben, denkt er, wären ein spannendes Schulfach, darüber würde er gern etwas lernen.
Bess